Samstag, 20. März 2010

Underoath-Konzert in Berlin

Erster "richtiger" Eintrag hier, also der erste mit Inhalt und nicht nur blabla. Und dann gleich ein Konzertbericht, ebenfalls eine Premiere für mich. Und los geht's:

Es gibt Bands, die hat jeder schon gesehen weil sie an allen funktionstüchtigen Steckdosen spielen. Underoath gehören nicht dazu, denn die 6 Herren aus Florida lassen sich nämlich ziemlich selten in Europa blicken und spielen dann auch meist nie mehr als 2-3 Konzerte in Deutschland. "Netterweise" hat sich das bis jetzt meist auf Köln, München und Berlin verteilt, sodass ich bis jetzt immer passen musste.
Jetzt war es mir erstmals vergönnt auf ein Konzert von Underoath zu gehen, hat aber auch lange genug gedauert. Seit 5 Jahren höre und liebe ich diese Band, die im 2-Jahres-Takt fantastische Alben auf den Markt wirft und sich vom ziemlich eingängigen Emocore in Richtung Post-Hardcore mit teils sehr sperrigen Songs entwickelt hat.
Für vergleichsweise günstige 22€ ging es also nach Berlin ins Lido, um einen weiteren Haken auf der Must-see-Liste zu machen. Und Underoath standen bis dahin verdammt weit oben auf der Prioritäten-Liste.
Direkt im Club gab's aber gleich die erste Ernüchterung angesichts der Merch-Preise. Sämtliche Bands des Abends verlangten 20€ für ein Shirt und 40€ für einen Zipper. Definitiv zuviel für mich, auch wenn ich eigentlich ein Shirt von Underoath mitgenommen hätte. Aber irgendwo hört der Spaß halt auch auf, den Rest des Publikums scheint's aber nicht gestört zu haben, denn es wurde Merch ohne Ende gekauft.
Los ging es letztendlich mit Adept, der ersten von 2 Support-Bands. Viel zu bestaunen gab es nicht, denn deren weißdergeierwas-core bot nichts Neues, was einem im Laufe der letzten Jahre nicht schon in irgendeiner Form begegnet wäre. Hier up-tempo-Gebolze, da ein Breakdown und der obligatorische Refrain mit Klargesang. Gefeiert wurde es trotzdem von einigen Anwesenden.
Viel interessanter waren da schon die Architects, die einen Kumpel überhaupt erst zum Mitkommen animiert haben. Die Setlist bestand lediglich aus Songs des aktuellen, verdammt starken Albums "Hollow Crown". Die Schnittmenge von Underoath- und Architects-Fans scheint verdammt groß gewesen zu sein, denn die 5 Briten wurden gehörig abgefeiert.


Erstaunlicherweise hatte es der Titeltrack des Albums, eine Halbballade ins Set geschafft, was zumindest mich ziemlich überrascht hat. Live kam das gute Stück wirklich sehr gut, die Gesangsleistung von Sänger Sam Carter war nämlich tadellos. Die (ziemlich rauen) klaren Gesangspassagen hat er zum größten Teil extrem sauber gesungen, einige Parts waren dagegen improvisiert aber immer passend. Die Shouts waren ebenfalls sehr stark, wirklich beeindruckend wieviel Agression der Gute in seine Stimme legen kann. Live kam das ähnlich stark wie auf Platte, Daumen hoch dafür. Das Set war leider relativ kurz, zum Schluss gab es den wohl besten Song "Follow the water" und nach vielleicht 30min war schon wieder Feierabend und die Architects konnten weit mehr als Anstandsapplaus einfahren. Starker Auftritt, der den wirklich guten vom With Full Force 09 toppen konnte.
Die Umbaupause zu Underoath war dann doch relativ ausgedehnt und nach einer geschätzten weiteren halben Stunde ging es ziemlich brachial mit "The only survivor was miraculously unharmed" los. Der proppenvolle Saal (geschätzt 1000 Leute) ging sofort steil und es herrschte prächtige Stimmung. Die Jungs hatten augenscheinlich Spaß auf der Bühne, insbesondere Keyboarder Christopher „Fattie“ Dudley (der Spitzname ist bei seiner Körpermaße mehr als passend) ging ab wie Schmidts Katze, hüpfte herum und animierte die Fans. Sehr lustig anzuschauen, alleine schon fast das Eintrittsgeld wert ;) Erwähnen muss man auf jeden Fall auch Schlagzeuger Aaron, der den Großteil der klar gesungen Passagen sowohl auf Platte als auch live übernimmt. Mitunter waren seine Einsätze etwas wackelig aber insgesamt auch von ihm eine tolle Leistung. Seine glasklare Stimme fesselt zumindest mich immer wieder, wieviel Gefühl er da reinbringen kann, toll!


Sänger Spencer war ebenfalls ziemlich agil auf der Bühne, nahm sich auch ab und zu Zeit für Ansagen (laut ihm war die Show angeblich auch die beste die sie je in Deutschland hatten, inwiefern man das ernst nimmt, muss jeder selbst entscheiden), kurz vor Ende des regulären Sets etwas mehr um darauf hinzuweisen dass sie allesamt gläubige Christen sind. An den Reaktionen des Publikums konnte man erkennen, dass sie bei weitem nicht die einzigen waren und immerhin 5/6 unserer Truppe gehörten dazu ;) Dann gab es mit "Too bright to see, too loud to hear" einen ziemlichen ruhigen Song mit einem gebetsartigen Text. Absolute Gänsehaut, denn ich liebe Song und Text.


Kurz danach war erstmal Feierabend und das übliche Zugabe-Spielchen ging los, die Jungs kamen zurück und wir bekamen noch 2 weitere Songs bevor dann nach einer knappen Stunde endgültig Feierabend war. Natürlich viel zu kurz, aber das ist halt diese schlechte Angewohnheit von vielen Bands aus der musikalischen Ecke nur eine knappe Stunde zu spielen. Da sollte mind. eine Viertelstunde mehr drin sein, genug Material haben sie ja.
Laut Spencer wollen sie aber schon bald wiederkommen, dann mit dem neuen Album im Koffer, an dem sie derzeit arbeiten. Hoffentlich genauso hart und vertrackt wie zuletzt, unterbrochen von fantastischen Gesangslinien und atmosphärischen Instrumental-Teilen, wie es schon immer der Fall war.
So war also auch schon gegen kurz nach 23 Uhr Feierabend und alles strömte nach draußen.
Ein paar Sätze zum Publikum kann ich mir aber nicht verkneifen: ich hab schon einiges an Konzerte im härteren Stromgitarren-Bereich gesehen, aber noch nie hatte ich den Eindruck dass ein Konzert mehr Modenschau als alles andere ist. Unglaublich, wie uniformiert diese möchtegern-Individualisten sind, absolute Erfüllung sämtlicher Klischees. Da kam man sich als jemand, der hauptsächlich der Musik wegen da war, schon etwas seltsam vor.
Aber hoffen wir mal darauf dass sich das in ein paar Jahren gelegt hat und der Großteil der Leute dann wieder weniger Zeit vor'm Kleiderschrank als beim eigentlichen Konzert verbringt.

Setlist Architects:

In Elegance
We're All Alone
Numbers Count For Nothing
Dethroned
Early Grave
Hollow Crown
Follow The Water


Setlist Underoath:

The Only Survivor Was Miraculously Unharmed
In Regards To Myself
Emergency Broadcast: The End Is Near
Young and Aspiring
We Are the Involuntary
Anyone Can Dig a Hole but It Takes a Real Man to Call It Home
Casting Such a Thin Shadow
You're Ever So Inviting
Breathing In A New Mentality
A Moment Suspended in Time
Desperate Times, Desperate Measures
Too Bright To See, Too Loud To Hear
The Blue Note

It's Dangerous Business Walking Out Your Front Door
Writing on the Walls

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