Freitag, 18. Juni 2010

Rock am Ring 2010

Rock am Ring – dieses Festival bedeutet Gigantonomie und zwar in mehrerer Hinsicht. Auf der einen Seite befinden sich eigentlich jedes Jahr mindestens eine Hand voll fantastischer und jede Menge guter Bands im Billing. Auf der anderen Seite hat man aber auch riesige Laufwege, campt teilweise kilometerweit vom eigentlichen Festivalgelände entfernt und sowieso ist alles eines: nämlich groß. Das ist für manche sicherlich attraktiv, ich persönlich kann mit solchen Menschenmassen nichts anfangen. Offiziell waren 86.500 zahlende Besucher am Ring, allerdings kann man diese Zahl getrost vergessen. Zum einen tummeln sich hunderte Besucher mit Freikarten auf dem Gelände, zum anderen bekamen auch Ordnungskräfte mitgeteilt dass man es hier mit mehr als 100.000 Besuchern zu tun hat. Das war im Jahr 2008 der Fall, 2010 machte es zu keinem Zeitpunkt den Eindruck dass weniger Leute da wären.
Gigantisch (im negativen Sinn) ist auch die Zahl besoffener, pöbelnder und sich asiozal benehmender Festival-Touristen, die das Festival zu einer großen Party gemacht haben, deren Hauptattraktion es augenscheinlich war möglichst viel Alkohol in möglichst kurzer Zeit zu konsumieren und möglichst viele Circle Pits an den unpassendsten Momenten zu starten. Weitere Sportarten: möglichst effektiv den Nachbarn auf den Sack gehen und das Entwenden von Eigentum.
Aber wer schon mal am Ring war, weiß worauf man sich (neuerdings) einlässt. Und eigentlich geht es ja um Musik, nur muss auch kurz Raum für die negativen Begleiterscheinungen des Festivals sein.
Aber genug, es ist Zeit für Musik und davon gab es reichlich. 3 Open Air-Bühnen, an die 90 Bands und von 14 bis teilweise 3 Uhr nachts Live-Musik. Was will man mehr?!
Den Auftakt am Donnerstagabend (zum 25-jährigem Jubiläum bekam man einen Abend mehr) machten die H-Blockx, die den Opener für Kiss machen durften. Die Band war sehr erfreut, am Ring spielen zu dürfen, da man laut eigener Aussage nur den Lückenfüller machen würde (es wurde gemunkelt dass eigentlich Heaven & Hell spielen sollten, was aufgrund des Todes von Ronnie James Dio leider unmöglich wurde). Das schien das Publikum aber nicht zu stören und es wurden flugs die ersten „Kreise“ gebildet. Der Konzert-erfahrene Leser wird sich jetzt denken „Hääh? Circle Pits bei den H-Blockx? Wie passt das denn zusammen?“ Tut es überhaupt nicht, aber das ist dem Publikum scheinbar egal. Das sollte sich über das gesamte Festival nicht ändern, doppelt ärgerlich da der Großteil der begonnen Pits stumpfes „Wir hüpfen ganz locker und langsam im Kreis“ war. Naaaja.
Musik gab’s aber trotzdem und die war leider nicht sonderlich spannend. Songs wie „Countdown to insanity“ oder das Cover „Ring of fire“ kennt man natürlich, aber so richtig hinterm Ofen vorlocken konnte mich das nicht.
Wesentlich besser machten es die alten Herren von Kiss. Man genehmigte sich eine Umbaupause von 45min und legte energetisch mit „Modern Day Delilah“ von der aktuellen Platte „Sonic Boom“ los. Was dann folgte, dürfte jeden Hardrock-Fan mit der Zunge schnalzen lassen. Erstklassige Songs, eine hervorragende Show und beste Unterhaltung zu jeder Sekunde. Dass Paul Stanley gerne durchscheinen lässt, wie sehr er von sich überzeugt ist, tat der Show keinerlei Abbruch. O-Ton eines Mitfahrers: „Der ist so arrogant, das ist schon wieder geil!“ Trotzdem ist es in jedem Fall erwähnenswert, dass Kiss ihr Merch schon ab 15€ (!) verkauften, für eine Band dieser Größe wirklich extrem selten!
Man wurde wirklich prächtig unterhalten, auch wenn man nicht-Fan von Kiss ist. Das Publikum wurde sehr schön miteinbezogen, es gab ordentlich Feuerwerk und andersartige Effekte, von daher war es sehr schade dass sich wirklich viele Besucher das Spektakel entgehen ließen und vorzeitig von dannen gingen. Allerdings bedeutet das am Ring, dass man die Bühne nicht von 400m Entfernung sehen muss sondern nur noch aus 150-200m. Ersteres ist zwar wegen den zahlreichen Video-Leinwänden nicht sonderlich schlimm, doch leider ist der Sound im hinteren Bereich der Start-Zielgeraden sehr leise und Open Air-bedingt recht matschig, aber der Tontechniker von Kiss holte trotz windiger Verhältnisse einen mehr als amtlichen Sound aus den Boxen. Sehr schön, leider auch einer der wenigen, der dies an diesem Wochenende beherrschte.
Nach 2 Stunden Hits war für den Donnerstag Feierabend und Tausenden machten sich auf den Weg zu ihren Zelten. Das ist am Ausgang natürlich etwas problematisch, denn es staut sich aufgrund des Gelände-Aufbaus so ziemlich alles, was sich stauen kann.
Der Freitag begann für mich mit Halestorm auf der Centerstage, allerdings sah ich nur die letzten 2 Songs. Nicht weiter schlimm, auch wenn das gehörte recht anständiger Rock mit ordentlich Härte war. Höhepunkt war für viele sicherlich die Sängerin/Gitarristin, die neben dem guten Aussehen auch ordentlich Kraft in der Stimme hatte.
Als nächstes durften Turbostaat aus dem hohen Norden Deutschlands ran, die kurzfristig für Sum 41 als Ersatz eingesprungen waren. Zumindest mich hat die Absage der Kanadier sehr gefreut, denn so konnte ich eine meiner absoluten Lieblingsbands innerhalb eines Monats gleich 2x sehen. Allerdings waren hier die Voraussetzungen ganz andere: vor einem Monat ca. 250 begeisterte Turbostaat-Fans, jetzt nun ca. 25000, teils desinteressierte nur auf Rage Against The Machine wartende Menschen, die Turbostaat wohl nur kaum kennen. Davon ließ die Jungs sich aber nicht beirren und legten mit „Surt & Tyrann“ vom aktuellen Album „Das Island Manøver“ los. Man singt natürlich ab der ersten Sekunde lauthals mit und… wird verständnislos von allen Seiten angeschaut. Moment mal, kennen wirklich so wenige die Band? Dass die Band nicht jedermann bekannt ist, war klar aber so wenige? Doch kurz umgeschaut und siehe da: ein kleiner Mob von vielleicht hundert Leuten tanzt und singt ausgelassen. Aber da kommt man aufgrund der Zuschauermassen nicht hin. Was also machen: weiterfeiern oder unauffällig hinstellen? Im Fall von Turbostaat selbstverständlich weiterfeiern! Gespielt wurden 11 Songs, sämtlich von den letzten beiden Alben. Trotz der geringen Zuschauerresonanz schienen die Jungs Spaß auf der Bühne zu haben, suchten immer Blickkontakt zu den paar singenden Fans (um mich standen nachher immerhin 2 weitere Turbostaat-Fans, die auch ordentlich Betrieb machten) und Sänger Jan schien es kaum zu fassen, „dass diese kleine beschissene Band aus Flensburg mal bei Rock am Ring spielen darf!“. Toller Gig, auch wenn die auf der wesentlich kleineren Clubstage besser aufgehoben wären. Am besten sind sie aber eh in einem Club, von daher freue ich mich auf den August, wo sie wieder in Wiesbaden gastieren.
Danach spielten Airbourne, die ja eigentlich nichts weiter als eine AC/DC-Coverband sind, deren eigene Songs eben wie AC/DC klingen. Ich find das Original schon todlangweilig, Airbourne dementsprechend auch, allerdings bin ich in dem Fall auch nicht repräsentativ. Der Großteil des Publikums ging mächtig steil, und selbst ich muss zugeben dass es ziemlich beeindruckend war wie Sänger/Gitarrist Joel O’Keffe ohne Sicherung die Bühne hochkletterte und oben ein Solo spielte.
Im Anschluss spielte Slash mit Myles Kennedy auf, und mit dem Alter Bridge-Fronter hat er einen hervorragenden Sänger an der Seite der die GnR-Songs hervorragend interpretierte und teils auch Axl Rose stimmlich recht ähnlich war. Die Songs der Gunners ernteten natürlich den meisten Applaus, die Songs der ersten Solo-Platte überzeugten zumindest mich nur teilweise. Trotzdem eine kurzweilige und spaßige Angelegenheit, denn wann bekommt man mal ein GnR-Mitglied und einige Songs zu sehen?
Der Co-Headliner des Tages war wohl der umstrittenste Act des Festivals: Jay-Z. Die unvermeidliche „Aber es heißt doch ROCK am Ring“-Diskussion lief natürlich vor dem Festival munter vor sich her und einige Unbelehrbare waren nicht in der Lage, das Ganze an der Biertheke über sich ergehen zu lassen. Es gab einige Mittelfinger Richtung Bühne von Leuten, wo es zu erwarten war. Alte, ignorante Kuttenträger. Aber sei’s drum, denn die Show des New Yorkers war nämlich eins: ein riesengroßes „Fuck you!“ an diejenigen, die an seinen Live-Qualitäten gezweifelt haben. Der Großteil des Publikums ging sehr anständig mit und feierte Jay-Z und seine hervorragende mehrköpfige Live-Band. Was die abzog, war Weltklasse. Hip Hop mit Live-Band funktionier bestens, auch vor Rockfans. Die Video-Show im Hintergrund war auch aller Ehren wert, sehr schön anzusehen und abwechslungsreich. Live-Bilder wechselten sich mit Video-Ausschnitten ab und gaben einigen Songs das gewisse Etwas. Höhepunkt des Sets: „New York“ mit fantastischen Bildern der Skyline der besagten Stadt. Gewinner des Tages: Jay-Z
Da mussten sogar die „Hater“ mit ihren erhobenen Mittelfingern „bouncen“ und mal ehrlich: wer kann bei Songs wie „99 Problems“ die Füße stillhalten?!
Da ich den New Yorker ja schon als Gewinner des Tages bezeichnet habe, kann man sich zurecht fragen: „Und was ist mit Rage Against The Machine?!“
Das darf man und ich muss leider sagen: es war eine Enttäuschung. Der Auftritt vor 2 Jahren an gleicher Stelle (und mit fast identischer Setlist) war ein triumphaler Siegeszug und eines der besten Konzerte, welches ich je gesehen habe. Aber dieses Mal stimmte es einfach nicht: nervige Circle Pits, ein sehr leiser Sound, keine Überraschungen bei der Songauswahl und lächerliche 75min Spielzeit. Dazu keine Ansagen und kaum Interaktion mit dem Publikum und der Gig war für mich gelaufen. Schade drum, dass ausgerechnet RATM sich als Enttäuschung des Festivals entpuppen mussten.
Der Samstag begann mit Dizzee Rascal auf der Centerstage und einer guten halben Stunden Party und Grime. Viele waren nicht da aber trotzdem wurde ausgiebigst getanzt und gefeiert. Und bei „Bonkers“ hüpften dann auch alle. Stark, gerne wieder!
Danach ging es zur Alternastage und man erfuhr dass Hellyeah leider abgesagt hatten, auch wenn sie schon auf dem Gelände waren und deren Merch zum Verkauf angeboten wurde. Also verschob sich alles um einen Slot nach hinten und ich konnte doch noch Lazer sehen, eine Spaßband von einigen Visions-Redakteuren. Klischee-beladener Hard Rock samt schrägen Kostümen und schrillen Ansagen „Hello Sweden! We are Lazer and you are not!“. Leider verstanden viele den Witz dahinter nicht und es flogen teils sogar Steine (!) auf die Band. Erbärmlich, nicht mehr und nicht weniger. Nach 4 Songs war auch schon Schluss und es folgte eines meiner persönlichen Highlights: As I Lay Dying
Die Umbaupause zog sich hin, aber als das Banner des aktuellen Albums gehisst wurde brandete frenetischer Jubel im Publikum auf. Mittlerweile waren einige Tausend Menschen vor der Bühne, weit mehr als ich erwartet hatte. Und mit dem ersten Track „94 hours“ war sofort Hochbetrieb auf der Bühne und im Publikum. Die Menge an Zuschauern schien die Band zu überraschen, sowas hat man wohl nicht alle Tage. Die 40min waren natürlich viel zu schnell rum, die Setlist ähnlich der des Frankfurter Gigs. Starker Gig, aber im Club 5 Tage später ging wesentlich mehr (siehe vorigen Blogeintrag).
Als nächstes durften Lamb Of God auf die Bühne und auch hier ging einiges. Jede Menge Energie auf und vor der Bühne, mit Randy Blythe hat man auch einen der charismatischsten und variabelsten Shouter im Metal-Zirkus, denn der Typ ist eine absolute Rampensau. Jede Menge Songs von Wrath, Sacrament und auch einiges älteres wie „Now you’ve got something to die for“ oder „Black Label“. Höhepunkt war für mich das schon auf Platte unglaublich geile „Redneck“, fantastisch!
Und nun, meine Damen und Herren, ich präsentiere den Gewinner in der Kategorie „Bester Auftritt bei Rock am Ring 2010“: Stone Sour!
In einem Wort: umwerfend. Der erste Gig der Band seit Jahren, spürbar nervöse Musiker (kein Wunder wen man mit einem neuen Song ins Set startet) aber spätestens mit dem ersten bekannten Song war alle Nervosität wie weggepustet. Die Band war in Top-Form, Corey charmant wie eh und je, stimmlich voll auf der Höhe und sehr Fan-nah. Jede Menge Kommunikation mit dem Publikum, darunter einige deutsche Ansagen („Wie geht es, meine Freunde?!“) taten dem Gig wirklich gut und erzeugten wahnsinnig viel Begeisterung. Das Publikum ehrte während dem Gig den kurz zuvor verstorbenen Slipknot-Bassisten Paul Gray mit Sprechchören und Bannern, was offensichtlich Corey sehr bewegte, der während dem Gig mehrfach den Tränen nahe war (wohl nicht nur er, jede Menge bedröppelte und mit den Tränen kämpfende Gesichter im Publikum). Es gab insgesamt 3 neue, allesamt sehr starke Songs und man darf auf das am 3. September erscheinende Album „Audio Secrecy“ sehr gespannt sein. Leider war auch dieser Gig nach 50min viel zu schnell rum. Unverschämt allerdings die Merchpreise, denn 30€ für ein Shirt dürfen eigentlich auch Metallica nicht nehmen, Stone Sour also erst Recht nicht.
Danach durften Alice in Chains auf die Bühne und hatten mit merklichem Stimmungsverlust zu kämpfen. Auch wenn viele Fans vor Ort waren, die Stimmung während Stone Sour wurde zu keiner Sekunde erreicht. Trotzdem hat mir das ganze sehr viel Spaß gemacht, denn die Musik ist einfach zu gut. Schwer und melancholisch mit wunderbaren Melodiebögen. Mein Highlight: das fantastische „Check my brain“ und das Werfen einer Firebird (!) ins Publikum.
Nach AiC ging’s wieder zur Centerstage um den Headliner des heutigen Tages zu sehen: Muse
Irgendwo auf dem Gelände tummelte sich auch As I Lay Dying-Gitarrist Phil Sgrosso rum, der ja selbst bekennender Muse-Fan ist.
Und fantastisch war es: guter Sound, fantastische Setlist und eine Band in absoluter Spiellaune. Lediglich die mangelnde Kommunikation fiel ein kleines bisschen negativ auf, aber dafür entschädigen Songs wie „Time is running out“ oder „Hysteria“. Sogar „Unnatural Selection“ vom aktuellen Album „The Resistance“ wurde gespielt, mein absoluter Lieblingssong der Platte.
Leider konnte ich nur den regulären Teil des Sets sehen, denn es ging zur Alterna zurück um Slayer zu sehen. Allerdings war auch deren Show enttäuschend, denn zum einen ging absolut gar nichts im Publikum und zum anderen war die Show total statisch. Selten dämliche Ansagen von Tom Araya aber das hat bei Slayer ja Tradition. Mehr als routiniert wurde die Setlist runtergezockt, dann war Schicht. Show schwach, Mucke geil.
Den Abschluss des Tages machten dann Motörhead. Und sie waren wie immer, nämlich laut, dreckig und alt. Aber geil, man kann sie so oft gesehen haben, es macht immer wieder Spaß. Die Setlist ist seit Jahren die gleiche, die Ansagen und Spielchen mit dem Publikum auch nur eines war neu, die Begrüßung: „Guten Abend… or should I say ‚Guten Morgen‘? Are your tired? No? Wanna go to sleep? No? Alright! We are Motörhead, we play Rock n‘ Roll and nobody falls asleep while we’re on stage!“ Für Motörhead-Verhältnisse scheint das jede Menge Abwechslung zu sein ;-)
War wie immer fantastisch, aber nach der Hälfte des Gigs war für mich Feierabend. Zu dem Zeitpunkt war es auch schon halb 3 nachts und ich seit 12 Stunden auf dem Festival-Gelände.
Der Sonntag begann mit mächtig Regen, das uns alle komplett durchnässte sowie erstmal mit wenig guter Musik. Zum einen Pendulum: die waren schon 2008 nervig, als ich im Zelt auf The Black Dahlia Murder gewartet habe und deren Drum n’base und den absolut nervigen Ansagen-Kasper über mich ergehen lassen musste. 2010 also wieder das gleiche Spiel, nur diesmal auf der Centerstage. Prodigy für Arme, next!
Eine fantastische EP, ein recht ordentliches Album, nervige Singles (bei denen sogar die Shouts rausgeschnitten wurden), ein 2. starkes, erwachseneres Album und zuletzt eine fürchterlich zahnlose 3. Weichspüler-Platte… das alles klingt nach Bullet For My Valentine. Von denen Live-Qualitäten hatte ich bis dato nichts Gutes gehört und gelesen, dementsprechend niedrig waren die Erwartungen. Und wirklich gut war der Auftritt bis auf „Hand Of Blood“ und die Songs der „Scream, Aim, Fire“ auch nicht. Zu viele „weiche“ Songs, zu wenig Arschtritte, kurzum: die Band hat keine Eier. Mehr als „Mädchen-Metal“ ist das derzeit nicht und wenn man sich im Publikum umschaute wurde diese These auch bestätigt. Nachsitzen!
Dann das musikalisch Kontrast-Programm: Hip Hop mit Cypress Hill, yeah! Es wurde wunderbar old school, leider ohne Live-Band wie bei Jay-Z. Und im Vergleich zum Auftritt des New Yorkers wurden die Herren von CH auch wesentlich weniger gefeiert. Teilweise war das ein Trauerspiel, aber man ließ sich die Laune auf der Bühne nicht verderben und spielte jede Menge Kracher-Songs wie „How could I just kill a man?“, „Latin Thugs“ (E.W. sei an dieser Stelle gegrüßt!) oder neueres wie „Rise Up“, den Titelsong des aktuellen Albums. Auch ein kurzes „Weed-Medley“ (mit “ I Wanna Get High”, “Stoned Is the Way of the Walk”, “Hits From the Bong“ und “Dr. Greenthumb“) wurde gespielt, inklusive Joint-Rauchen auf der Bühne. Ein kurzes Percussion- (das war live) und DJ-Solo, dann noch „Rock Superstar“ und ein eigentlich toller Gig war zu Ende, der leider unter dem Publikum litt. Wir haben aber mächtig Spaß gehabt, in einem Club wäre das Ganze sicherlich noch zig mal besser.
Der Co-Head des Tages: Rise Against, die bei mir noch einiges gut zu machen hatten. Der Gig in der Hamburger Sporthalle im Januar 2009 war nahe an der Grenze zu fürchterlich, dieses mal war es glücklicherweise wesentlich besser. Man hatte ordentlich Hummeln im Hintern, war ständig unterwegs, sprang, schrie und hüpfte… nur auf dieser riesigen Bühne und vor diesem Publikum funktionierte es nicht so recht. Das einsetzende Gewitter tat sein übriges, aber die Band war sich nicht zu schade und zockte im Regen weiter. Trotzdem: Wiedergutmachung geglückt!
Nun durfte man eine Stunde im Regen warten, denn der Headliner ließ sich ordentlich Zeit. Aber die Bühnenshow von Rammstein baut sich ja auch nicht innerhalb von 20min auf. Also wartet man geduldig und wird reichlich entlohnt.
Zwar gleicht ein Rammstein-Auftritt eher einer Theater-Aufführung als einem Konzert aber es macht trotzdem jede Menge Spaß! Schließlich war Rammstein für sehr viele (inklusive mich) eine der ersten „harten“ Bands, die man hörte und die einem den Weg in die Welt des Metal zeigte. Für meinen Geschmack wurde zu viel vom neuen Album gespielt und zu wenig Altes (Wo zum Henker war „Seemann“?), dafür gab es jede Menge Pyro und Show. Zum ersten Mal seit der Zensierung wurde „Ich tu Dir weh“ wieder mit Original-Text gespielt (Reaktion ungefähr: wtf? Wie geil, die haben ja Eier das bei einer Live-Übertragung zu spielen!), im Nachhinein stellte sich heraus dass das Album (vorläufig) wieder vom Index gestrichen wurde. Nach ca. 90min wurde das Konzert mit „Ich will“ beendet und die Massen strömten zur Alterna… zumindest dachte ich das, denn da spielten als letzte Band des Festivals Them Crooked Vultures (bestehend aus John Paul Jones, Joshua Homme und Dave Grohl) aber weit gefehlt! Vielleicht war das miserable Wetter Schuld oder die Tatsache dass die Musik dieser „Super-Group“ nicht unbedingt eingängig und radiotauglich ist, aber vor der Bühne waren vielleicht noch zwei- bis dreitausend Leute. Diese waren aber bestens gelaunt so dass das Konzert ein weiteres Highlight wurde. Ellenlange Jam-Sessions, geniale Bass- und Klavier-Einlagen von John Paul Jones und anderthalb Stunden fantastische Musik. Es wurden 11 der 13 Songs des selbstbetitelten Albums gespielt, die live mindestens genauso gut wie auf Platte kommen. Für dieses Highlight lohnte sich das stundenlange Ausharren in der Kälte, ein fantastischer Festival-Abschluss. Man darf auf das zweite Album gespannt sein, welches noch dieses Jahr kommen soll.

Fazit: Jede Menge starker Bands, allerdings viele negative Randerscheinungen wie betrunkene pöbelnde Leute und überteuerte Getränkepreise (3€ für 0,3 Wasser, genauso teuer wie Bier!) sowie zu lange Wege zwischen den Bühnen und zu den Camping-Plätzen. Wenn man allerdings in die Gerüchteküche bei ringrocker.com schaut, dann muss man befürchten dass die eigene Anwesenheit am Ring 2011 unumgänglich wird. Aber warten wir es ab ;-)

Bilder gibt es hier: Klick!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Forever your eyes...

Es hat fast 3 Jahre gedauert bis ich As I Lay Dying endlich wieder live sehen konnte. Nach dem durchaus starken Auftritt am Ring ein paar Tage zuvor (Bericht folgt!) gastierte der Fünfer aus San Diego in der Frankfurter Batschkapp. Da war die Entscheidung schnell gemacht, bei einem Preis von nicht ganz 20€ für’s Ticket sowieso. Und die Batschkapp ist ja auch nicht der größte Laden, es sprach also einiges für ein klasse Konzert.
In der Batschkapp angekommen, wurde sofort eines klar: es wird verdammt heiß werden! Das Konzert hatte noch nicht mal angefangen und die Temperatur im Club befand sich zu dem Zeitpunkt mit Sicherheit schon jenseits der 30°.
Als Support fungierten an diesem Tage die Deathcore‘ler von Whitechapel, Vertreter einer Musikrichtung mit der ich bis heute einfach nicht warm werde. Zu aufgesetzt die Brutalität, häufig viel zu monotones Songwriting (Up tempo, Blastbeat, Breakdown und von vorne) und für meinen Geschmack wenig bis kaum Gefühl in den Songs.
Auch Whitechapel konnten nicht viel an meiner Meinung ändern, auch wenn deren Auftritt ziemlich energiegeladen daher kam und sehr ordentliche Reaktionen einfuhr, im Pit war bereits einiges los. Trotzdem wollten mich die über und über mit Breakdowns gespickten Songs nicht packen und warum die Band 3 (!) Gitarristen braucht, erschloss sich mir nicht. Zweistimmige Soli o.ä. bekam man nicht zu hören, warum man also in dieser Konstellation auf der Bühne steht, wird nur die Band wissen.
Nach ca. 35-40min war bereits wieder Schluss, die Band bedankte sich artig und fuhr mehr als Anstandsapplaus ein.
Die Umbaupause nahm dann eine knappe halbe Stunde in Anspruch, also flugs frische Luft schnappen und die im Stehen (!) verschwitzte Flüssigkeit wieder nachfüllen. Ein kurzer Blick auf den Merchstand und siehe da, trotz gestiegener Popularität verkaufen AILD noch immer ihre Shirts für faire 15€. So lob ich mir das, gerade weil ähnlich erfolgreiche Kollegen wie Lamb Of God hierzulande gerne auch mal 10€ mehr nehmen.
As I Lay Dying begannen ihr Set mit „94 hours“, was für ein Auftakt! Man muss schon eine Menge an Hits im Repertoire haben, wenn man einen solchen Song gleich am Anfang zündet. Und sofort war der Pit auf Höchst-Temperatur. So gerne ich auch über rücksichtslose und unkontrollierte Pits (wie z.B. am Ring) meckere: an diesem Abend ging es äußerst fair zur Sache, trotz aller Härte. Daumen hoch dafür, so macht das Spaß! Es gab so gut wie keine Einzelkämpfer, die den Pit zu ihrer Karate-Vorführbühne machten, sondern alle feierten gemeinsam eine der besten modernen Metal-Bands dieser Zeit.

Die Band zeigte sich äußerst spielfreudig und legte mit „An ocean between us“ direkt nach, meiner Meinung nach einer der besten Songs, die sie je geschrieben haben. Nach „Through Struggle“ folgte mit „Beyound our suffering“ erstmals ein neuer Song, der vertrackteste des neuen Albums. Auf die Frage von Sänger Tim Lambesis, wer denn schon das neue Album gekauft hätte, gingen bei weitem nicht alle Hände nach oben. Da gibt’s also noch einiges nachzuholen! ;-)
Mit „Vacancy“ und „Condemned“ gab es noch zwei weitere neue Songs, interessanterweise aber nicht „Parallels“, zu welchem man ja ein Video gedreht hat.

Tim bedankte sich mehrfach für die Unterstützung, welche die Band seit Jahren aus Deutschland erhält und dafür dass an diesem Tag so viele zum Konzert gekommen sind. Die 5 wirkten generell sehr sympathisch und ehrlich erfreut über die Reaktionen aus dem Publikum und so feuerte man sich immer wieder gegenseitig an. Gerade Nick Hipa hatte den ganzen Gig ein Grinsen im Gesicht, aber er ist ja generell für seine dauerhafte gute Laune bekannt.

Zwischendrin durfte Drummer Jordan Mancino ein kurzes Solo spielen und sich seinen verdienten Extra-Applaus abholen. Mit „I never wanted“ hatte man auch eine vergleichsweise ruhige Nummer im Gepäck und zu meinem Erstaunen funktionierte diese auch live sehr gut. Das mächtige „Confined“ beendete den regulären Teil des Sets, mit „Nothing Left“ und „Forever“ gab es noch 2 Zugaben und dann war endgültig Feierabend.
Leider dauerte das Konzert gerade mal 60min, was bei der Menge an Material (mittlerweile 5 Alben) doch sehr dürftig ist. Auch wenn man vergleichsweise wenig Eintritt bezahlt hat, 75min sollten es schon mindestens sein.
Insgesamt war es ein toller Konzertabend und für eine Abkühlung nach dem Konzert war auch gesorgt, denn draußen wütete ein kräftiges Gewitter sodass man bereits nach nicht mal einer Minute klatschnass war.
Der Club war mehr als gut gefüllt, schätzungsweise waren 400 Besucher anwesend, mehr werden wohl auch kaum reingepasst haben. Es ist durchaus fraglich ob man As I Lay Dying nochmal in solch einem kleinen Club zu sehen bekommen wird, die angekündigte Tour im Herbst wird wahrscheinlich in größeren Hallen stattfinden.

Setlist

94 Hours
An Ocean Between Us
Through Struggle
Beyond Our Suffering
The Sound Of Truth
Within Destruction
Vacancy
Condemned
Meaning In Tragedy
I Never Wanted
Confined

Nothing Left
Forever